Von geflashten Felsen und den weltweit besten Boulderspots: So wird das Klettern ohne Seil zu eurem neuen Liebling unter den Outdoor-Hobbys!
Bouldern: Was ist das?

Der Name des Sports stammt aus dem Englischen: „Boulder“ heißt übersetzt Felsblock. Was ihr dabei macht? Bouldern bezeichnet das Klettern ohne Seil in sicherer Absprunghöhe. Heißt: Ihr klettert vom Boden aus in Höhen zwischen drei und sieben Metern. Eure Hände und Füße suchen dabei Halt in Griffen und Tritten – auf kleinen Vorsprüngen oder auch Klettersteinen, je nachdem, wo ihr euch bewegt. Ein Seil gibt es nicht – anders als beim klassischen Sportklettern. In der Regel nutzt ihr aber eine Bouldermatte – auch Crashpad genannt –, die euren Absprung oder Fall dämpfen kann.
Ihr klettert beim Bouldern entweder in der Natur und „bezwingt“ Felsblöcke. Oder aber ihr versucht euch an speziellen Kletterwänden in einer Kletter- oder Boulderhalle. Das Hindernis nennt man im Bouldersprech auch „Problem“, welches es zu überwinden gilt. Meistens geschieht das erst nach mehreren Anläufen. Erklettert ihr einen Felsblock oder eine Route beim ersten Mal, so habt ihr das Problem „geflasht“.
Noch mehr Boulderausdrücke gefällig? Eure Boulderpartner, die unter euch am Boden bleiben, nennt man „Spotter“. Sie helfen euch im Falle eines Sturzes: Fallt ihr unkontrolliert von der Kletterwand, können sie euch so lenken, dass ihr auf das Crashpad fallt und damit weich(er) landet. Ähnlich wie beim Seilklettern gilt auch hier: Euer Boulderbuddy ist Gold wert!
Wie ist das Bouldern entstanden?
Als „Väter“ des Bouldersports gelten der US-Amerikaner John Gill und der Deutsche Wolfgang „Flipper“ Fietz. Gill, eigentlich ein Turner, wollte mit dem Felstraining in den 1950er-Jahren seine Geschicklichkeit an den Ringen schulen. Flipper Fietz, ein „klassischer“ Kletterer, bezwang in den 1970er-Jahren mit der Bouldertechnik so manchen nicht erklimmbaren Felsen. Seit den 70ern ist das Bouldern eine anerkannte Disziplin des Sportkletterns. Es werden regelmäßig Meisterschaften ausgetragen. Der Schwierigkeitsgrad eines Felsens oder eines „Problems“ wird daran gemessen, wie oft das Hindernis schon komplett gebouldert werden konnte: Je seltener das der Fall ist oder war, desto schwieriger das Hindernis!
Bouldern: die richtige Ausrüstung
Zum Bouldern benötigt ihr eine abgespeckte Variante einer Kletterausrüstung:
- Boulderschuhe: Die müssen sehr eng sitzen, wie beim Klettern auch. Ihr solltet mit den Zehen mögliche Tritte gut ertasten können.
- Kleidung zum Bouldern: Es gibt im Sport- oder Outdoorfachgeschäft spezielle Kletter- oder Boulderhosen und -shirts. Fangt ihr erst mit dem Sport an, könnt ihr auch ganz normale Sportkleidung anziehen. Hauptsache, ihr könnt euch gut darin bewegen. Optimal sind außerdem eng anliegende Hosen und Shirts oder Tops, damit euch die Kleidung nicht im Weg ist!
- Magnesium im Boulderbag: Ohne Magnesium geht beim Bouldern nichts! Wie Reck- und Ringturner auch trocknet ihr damit eure Hände und sorgt so für einen besseren Grip an Kletterwand und Felsen. Damit ihr das Magnesium auf der Boulderstrecke bequem mit euch führen könnt, gibt es spezielle Beutel, die ihr euch an den Gürtel klemmt.
- Bouldermatte oder Crashpad: Auf der Matte, die ihr mit der weichen Matte aus der Turnhalle eurer Schulsport-Alpträume vergleichen könnt, landet ihr im Falle eines Sturzes weich. Je höher ihr klettern wollt, desto dicker sollte sie sein: So eine Bouldermatte benötigt ihr nicht gleich zu Anfang. Leiht euch welche bei erfahrenen Boulderern aus. Übrigens: So ein Crashpad dient hervorragend als Loungematte zwischen zwei Boulderanläufen!
- Boulderbürsten: Um Griffe, Tritte und eure Schuhe zu säubern, dient euch eine spezielle Bürste.
Denkt beim Bouldern wie bei anderen Sportarten auch an Getränke, Pausensnacks, Erste Hilfe & Co. Geht ihr in die Natur, gehören Zeckenvorsorge , Sonnenschutz sowie Wind- und Regenschutz dazu – ganz ähnlich wie beim Trailrunning oder auch bei Wandertouren.

Wo kann man bouldern?
In vielen Kletterhallen in Deutschland gibt es mittlerweile speziell auf das Bouldern ausgelegte Bereiche. Es sind in den vergangenen Jahren auch einige Nur-Boulder-Hallen entstanden. Ihr findet die Hallen auf der Landkarte des Deutschen Alpenvereins.
Das Bouldern ist auch in der freien Natur möglich. Wir raten euch, im Vorhinein zu checken, ob ihr euch in einem FSME-Risikogebiet befindet. Generell bietet es sich an, immer gegen Zecken und FSME vorzusorgen. Wenn ihr nicht indoor, sondern an der frischen Luft in die „Probleme“ einsteigen wollt – hier eine Übersicht der bekanntesten Bouldergebiete:
- Der Wald von Fontainebleau Der Forst etwa 50 Kilometer südlich von Paris gilt als ältestes Bouldergebiet weltweit. Hier findet ihr mehrere Parcours in verschiedenen Schwierigkeitsgraden – für Boulderbeginner bis Kletterprofis! Wenn ihr gleich mehrere Tage bleiben wollt: Im Wald gibt es sehr gute Campingmöglichkeiten.
- Das Frankenjura in Bayern Hierbei handelt es sich um die Homebase des Kletterers Flipper Fietz, wenn man so will. Sogenannte Topos, also Beschreibungen von Kletterrouten, für das Gebiet zwischen Ingolstadt, Bamberg und Bayreuth zu finden, ist allerdings schwierig. Das Problem: In den vergangenen Jahrzehnten haben einige Seilkletterer und Boulderer der Natur auf der Frankenalb geschadet. Entstanden ist deshalb der Boulderappell – ein Manifest, nach dem die örtlichen Boulderer handeln wollen. Wie ihr dennoch die Kletterrouten entdeckt? Erkundigt euch am besten direkt vor Ort oder schließt euch den Gruppen vor Ort einfach an!
- „Midnight Lightning“ im Yosemite (USA) Eines der bekanntesten „Probleme“ des Boulderns ist das „Midnight Lightning“ im Yosemite-Nationalpark in Kalifornien. Der Name ist in der Felsform begründet, die an einen Blitz erinnert. Im Jahr 1978 gelang es Ron Kauk, den Felsen zu erklimmen, der als eine der schwierigsten Boulderherausforderungen gilt. Die US-amerikanische Kletterin Lynn Hill bezwang ihn als erste Frau im Mai 1998.
Bouldern: drei Tipps für Anfänger

Das Klettern ohne Seil könnte eure nächste Lieblingssportart werden? Wir haben drei essenzielle Tipps gesammelt, die eure nächste Bouldersession garantiert noch besser machen:
1. Macht euch warm!
Egal, wie klein und einfach das Problem wirkt, ihr solltet euch immer aufwärmen. Lauft euch ein wenig warm oder macht ein paar Dehnübungen. Das schützt euch vor Verletzungen.
2. Streckt euch!
Bouldern sollte im besten Fall mehrere Muskeln ansprechen: Eure Finger, Arme und Schultern, euer Bauch, eure Füße und Beine sollten arbeiten. Streckt Arme und Beine und nutzt eure kompletten Gliedmaßen am Felsen. So ermüdet ihr nicht so schnell und der fiese Muskelkater bleibt aus. Und: Das erklärt, warum Boulderer so drahtig sind. Der Sport ist wie Ballett, nur am Felsen!
3. Mit Köpfchen nach oben
Beim Bouldern verhält es sich wie mit Mathe. Wenn ihr im Kopf das Problem einmal Schritt für Schritt durchgeht, lässt es sich – hoffentlich! – viel besser lösen. Schaut euch also den Felsen an, den ihr „erbouldern“ wollt. Welche Route erscheint euch von unten am klügsten? Welche Vorsprünge könnt ihr wohl nutzen? Wenn ihr dann am Felsblock seid, könnt ihr eure Route abrufen und das Problem schneller und sicherer lösen. Viel Erfolg!