Diese Frage stellt sich wohl jeder Newbie unter euch: Welches Longboard passt zu mir als Anfänger? Henry Miikkulainen vom Mantis Longboardshop in Hamburg verrät, worauf ihr am besten achtet.

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Ihr seht euch schon lässig die Strandpromenade entlangcruisen oder euch mutig downhill ins Tal heizen? Bevor ihr euch überhaupt aufs Longboard schwingt, benötigt ihr erst einmal ein Brett. Ein Longboard besteht wie ein Skateboard aus einem Deck (= Brett) sowie dem Zubehör: den Trucks (= Achsen) und den Wheels (= Räder). Worauf ihr als Anfänger achten solltet? „Das Wichtigste ist, dass ihr euch für das richtige Deck entscheidet“, sagt Henry, 23. Auch bei den Wheels gelte es, auf ein paar Feinheiten zu achten, meint der Mitarbeiter des Mantis Longboardshops in Hamburg. Die Achsen hingegen könnt ihr erst einmal vernachlässigen.
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Form follows function – welches Longboard sich für Anfänger eignet
Beim Longboardfahren unterscheidet ihr diese Ausrichtungen:
- Cruisen – das lässige Herumfahren, wie ihr es von den Longboardern aus Kalifornien kennt.
- Carven – beschreibt das Kurven- oder Slalomfahren.
- Freeride oder vielmehr Downhill – in Höchstgeschwindigkeiten von über 100 Stundenkilometern geht es Hügel oder Berge hinab. Freeride ist das freie Fahren, Downhill bezeichnet den Wettkampfsport.
- Dancing, auch Boardwalking – das Tanzen auf dem Longboard.
Je nach euren Absichten sollte das Longboard verschiedene Eigenschaften aufweisen. Allerdings: „Für Einsteiger eignet sich ein Cruising-Longboard am besten“, sagt Henry. Erst wenn ihr diese Disziplin sicher beherrscht, solltet ihr euch um Tricks oder Geschwindigkeit kümmern.
Longboard oder Skateboard – was ist der Unterschied?
Die größten Unterschiede zwischen Longboards und Skateboards erkennt ihr an Größe, Form und Fahrverhalten der Decks. Skateboards für Erwachsene sind zwischen 28 bis 34 Zoll (ca. 71 bis 86 cm) lang. Longboards haben eine Länge von 35 Zoll (ca. 89 cm) oder größer. Skateboards verfügen über sogenannte Kicktails, die Enden der Decks sind also leicht hochgezogen. Longboards haben in der Regel keine Kicktails. Auch die Wheels und Trucks von Longboards und Skateboards unterscheiden sich. So ist der Aufbau von Longboards vor allem für das Fahren von längeren Strecken geeignet. Die auf Wendigkeit ausgelegten Skateboards eignen sich besser für Tricks und Sprünge.
Das beste Longboard für den Einstieg finden: die Kriterien
Je nachdem, welche Richtung des Longboardfahrens ihr verfolgen wollt, unterscheiden sich die Anforderungen an die Einzelteile. Hier eine Übersicht:

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1. Die Form des Longboards, auch Shape
Die wohl bekannteste Form des Longboards ist der Pintail. Das Deck ist vorne eher rund und hinten spitz zulaufend geformt. Solch ein Brett eignet sich für das Cruisen und das Carven. Carving-Longboards sind manchmal auch am vorderen Ende sehr spitz geformt – aber trotzdem noch breiter als hinten. Ein Twintip-Board ist vorne und hinten gleichmäßig aufgebaut. Das Deck ist rechteckig und weist Aussparungen für die Achse und die Rollen auf, die man „Cut-outs“ nennt. Für Longboardeinsteiger empfiehlt Henry ein Twintip-Deck: „Damit seid ihr flexibler.“
2. Die Dehnbarkeit des Decks
Für noch wichtiger als die Form selbst hält Henry die Federung des Decks – auch Flex genannt. Für die Longboardanfänger unter euch sollte das Deck möglichst wenig nachgeben. Denn: „Zu flexible Bretter verzeihen euch einige Fehler – eventuell gewöhnt ihr euch dann eine falsche Haltung an“, sagt Henry. Geübtere Cruiser und Dancer mit softerem Fahrstil greifen schon eher zu flexibleren Brettern. Aber: „Je schwerer ihr seid, desto steifer sollte das Deck sein.“ Ebenfalls wenig Federung sollten die Downhill-Fans unter euch wählen. Bei höheren Geschwindigkeiten steht ihr so stabiler auf den Longboards.
3. Die Wölbung des Decks
Concave ist ebenfalls ein Ausdruck, den ihr als Longboardeinsteiger beachten solltet. Er beschreibt die Wölbung des Brettes. Ein Deck mit einer flachen Wölbung – flat – oder Medium Concave eignet sich für alle, die gern mit dem Longboard cruisen oder carven möchten. Wer schnell downhill braust, entscheidet sich eher für ein High oder W-Concave.
4. Der Sitz der Achse
Die Achsen beim Longboard werden entweder unter dem Deck montiert – das Longboard ist dann „top-mount“ – oder in einer speziellen Einlassung von oben durch das Deck geschraubt. Das nennt sich „drop-through“. Dadurch liegt der Schwerpunkt etwas tiefer und ihr habt einen besseren Stand sowie mehr Kontrolle über das Brett. Henry rät Longboardanfängern deshalb zu Drop-through-Boards.
5. Die Beschaffenheit der Wheels
Die Räder eines Longboards unterscheiden sich in Härtegrad, Form, Größe und durch die Kugellager. Hier bestehen einige Parallelen zum Inlineskating. Testet euch am besten einmal selbst. Denn egal, ob Longboardanfänger oder -profi: Vieles hängt von eurem persönlichen Geschmack ab. „Weichere Rollen sind bequemer zu fahren“, merkt Henry an. Zu weiche allerdings „kleben“ regelrecht auf der Straße. Ihr unterscheidet zwei Formen der Wheels. Einmal die mit abgerundeten und dann die mit den „scharfen“ Kanten, auch „Lips“ genannt. Wählt zum Einstieg die abgerundeten Rollen, diese lassen sich besser lenken. Scharfe, eckige Lips zeichnen sich durch einen besseren Halt, gerade bei längeren Schwüngen, aus. Das ist besonders für Longboarder interessant, die mit ihrem Brett sliden wollen.
Sliden mit dem Longboard
Beim Sliden stellt ihr euer Brett quer zur Fahrtrichtung und rutscht mehr, als dass ihr fahrt. Gerade beim Downhill-Fahren ermöglicht euch diese Technik, eure Geschwindigkeit zu kontrollieren und lange Strecken in eleganten Schwüngen zurückzulegen. Die Bewegung des Brettes ähnelt dabei sehr der eines Snowboards. Ganz ähnlich wie bei dem Wintersport arbeitet ihr beim Sliden mit Gewichtsverlagerung. Ihr verkantet das Longboard so, dass die Rollen abheben. In dem Moment könnt ihr das Brett drehen. Über das Sliden könnt ihr übrigens auch bremsen.

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Wer schnell fahren möchte, greift zu größeren Rollen. Kleinere Wheels beschleunigen zwar schneller, zeigen aber bei höherem Tempo nicht immer ein schönes Fahrverhalten. Henrys Tipp für Longboardanfänger: Wheels mit einer Größe von 70 mm und dem Härtegrad 80 A. Mehr zu den Beschaffenheiten von Longboard-Wheels erfahrt ihr in diesem Beitrag.
Bei den Kugellagern gibt es drei Arten. Diese unterscheiden sich durch die Positionen der Kugellager an den Wheels. Es gibt ein Centreset mit mittiger Position, ein Sideset mit seitlicher und ein Offset – das dazwischen angesiedelt ist. Ein Sideset verhält sich etwas rutschiger, das Centreset verleiht euren Rollen mehr Grip. Viel wichtiger als der Sitz ist jedoch die Wertigkeit der Kugellager: Wählt die mit einer Öffnung an der Seite. Das erleichtert euch das Reinigen und Schmieren. So gepflegt halten sie deutlich länger.
Das kostet ein Longboard für Einsteiger
Machen wir uns nichts vor: Ihr könnt von 20 Euro bis Summe X für ein Longboard mit allen Teilen ausgeben. Unter 100 Euro solltet ihr auf keinen Fall bezahlen, „sonst stimmt die Qualität nicht“, weiß Henry. Er rät zu einem Einstiegspreis von etwa 250 Euro. „Damit bekommt ihr ein Longboard, das ihr fünf Jahre sehr gut fahren könnt.“
Komplettsets für Longboardanfänger: Vor- und Nachteile
Viele Skateboard- und Longboardshops führen Komplettsets, auch Completes genannt. Henry ist überzeugt, dass ihr als Anfänger am besten ein Set erwerbt. Einzelteile austauschen könnt ihr dann immer noch, sobald ihr merkt, was euch besser gefällt.
Diese Vorteile haben Komplettsets für Longboardanfänger:
- Ihr könnt schnell mit dem Longboardfahren beginnen.
- Die Einzelteile sind aufeinander abgestimmt.
- Die Sets sind oft günstiger.
- Ihr benötigt kaum Vorkenntnisse.
Diese Nachteile weisen Longboardeinsteigersets auf:
- Nicht immer sind die besten Materialien verbaut.
- Die Komponenten sind nicht auf euren persönlichen Fahrstil abgestimmt.
- Wenn ihr das Brett und die Anbauteile selbst zusammenstellt, lernt ihr schneller mehr über das Longboardfahren.
Sicherheit beim Longboardfahren
Neben dem Brett benötigt ihr noch einen Helm, Knie- und Ellenbogenschoner sowie bequeme Skateschuhe.
Anfängertipps fürs Longboardfahren

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Henry, der seit über sieben Jahren fährt, hat noch diese drei Tipps für euch:
- Die Optik des Longboards ist erst einmal zweitrangig. Wichtiger ist, dass die Teile zu eurem Fahrstil passen.
- Probiert – zum Beispiel im Longboardshop – einmal aus, was euch vom Fahrgefühl her gefällt. Die Wahl eures Bretts ist sehr individuell.
- Sobald ihr sicher pushen, lenken und bremsen könnt, versucht, das Brett im Alltag zu nutzen. So werdet ihr schnell besser!
Übrigens: In größeren Städten treffen sich Longboarder meist regelmäßig in Skateparks, auf Rollschuhbahnen oder gut befahrbaren Strecken. Die Infos dazu gibt es in örtlichen Longboardshops oder auch in Facebook-Gruppen. Ihr könnt auch einfach Longboarder auf der Straße anquatschen – die sind meistens sehr freundlich und auskunftsfreudig! Und egal, für welches Longboard ihr euch entscheidet, denkt beim Fahren in der Natur #auch an Vorsorgemaßnahmen gegen Zecken, denn die Spinnentiere könnten sich in eurem Trainingsgebiet aufhalten. Und das nicht nur in den sogenannten FSME-Risikogebieten.