Das Felsenmeer im Odenwald ist ein beliebtes Ausflugsziel in Hessen. Egal ob mit Kindern oder mit Hund – bei diesem besonderen Naturschauspiel kommt jeder auf seine Kosten. Auch für Geologen und Hobbyforscher ist das Felsenmeer ein kleines Highlight.

Das Felsenmeer ist plötzlich da. Ihr spaziert durch einen wunderschönen Wald, hört den Vögeln beim Zwitschern zu und genießt die Waldluft. Dann auf einmal: ein Steinfeld, das sich wie ein breiter Fluss den Berg hinunterwindet. Tausende und abertausende wild durcheinander liegende Felsbrocken, manche klein wie Schuhkartons, manche mehrere Meter lang und viele Tonnen schwer. Dazu alle Größen dazwischen in manchmal bizarren Formen. Ein sehr beeindruckender Anblick. Dieses eindrucksvolle Steinfeld liegt im Odenwald in Südhessen in der Nähe von Lautertal.
Die Felsen sind rund, wie glatt geschliffen. Eine besondere Art der Verwitterung gibt ihnen diese Form. Fachleute nennen dies „Wollsackverwitterung“, weil die Steinbrocken wie festgestopfte Säcke voller Wolle aussehen. Manchmal haben Geologen wirklich Fantasie.
Bouldern im Felsenmeer
Obwohl sich das Felsenmeer in einem Naturschutzgebiet befindet, ist Bouldern erlaubt. Besonders geeignet ist auch der benachbarte Hohenstein. Dort sind sogar einige Haken vorhanden. Es ist natürlich wichtig, besonders rücksichtsvoll zu klettern und keine Spuren zu hinterlassen.
Ihr könnt aber auch einfach so auf den Steinen herumklettern, und wenn ihr dann genauer hinschaut, könnt ihr Felsen entdecken, die dick mit Moos oder Flechten bewachsen sind. Manche tragen kleine Texttafeln. Es gibt versteckte Höhlen und Zwischenräume. Zwergenwohnungen? Oder doch ein Riesenspielplatz? Ein perfektes Suchspiel für Kinder.
Ihr geht auf Entdeckungstour? Ob Wochenendausflug oder Kurzurlaub – die richtige Vorbereitung ist das A und O. Denkt dabei auch an eine Reiseapotheke und Vorsorgemaßnahmen gegen Zecken. Die kleinen Spinnentiere können euch bei Kurztrips in städtische und ländliche Gebiete begegnen. Da Zecken gefährliche Krankheitserreger übertragen können, ist es wichtig vorzubeugen. Informiert euch unter www.zecken.de.
Wie das Felsenmeer wirklich entstand
Die Geologen haben die eine Geschichte, aber die Sagen-Wahrheit sieht natürlich viel interessanter aus: Die Entstehung des Felsenmeers ist nämlich einem Streit zwischen Riesen geschuldet. „Steinbeißer“ lebte auf dem Hohenstein, „Felshocker“ hauste auf dem benachbarten Felsberg (logisch!). Das Lautertal war die Grenze zwischen ihren beiden Reichen. Über irgendeinen Vorfall entstand dann ein Riesenstreit und sie begannen sich mit Felsbrocken zu bewerfen. Der Steinbeißer vom Hohenstein hatte dabei allerdings mehr Steine und begrub den Felshocker unter einer wahren Lawine von Felsblöcken. Das Felsenmeer war entstanden. In Vollmondnächten könnt ihr, wenn ihr ganz still seid, den begrabenen Riesen noch manchmal brüllen hören.
Römische Werkplätze
Schon die antiken Römer nutzten das Felsenmeer zur Steingewinnung. Einige hundert unfertige Werkstücke sind noch zu sehen. Der Granit musste nicht aus einem Steinbruch ausgebrochen werden. Es reichte, die Quader „nur noch“ in Form zu bringen. Das größte Stück dürfte die 9,3 m lange und fast 28 Tonnen schwere „Riesensäule“ sein. Sie war wohl für einen Kirchenbau in Trier gedacht, den Kaiser Konstantin im 4. Jahrhundert in Auftrag gegeben hatte. Sie stand bis ins 17. Jahrhundert noch aufrecht, wurde dann aber umgestürzt, weil an ihr „heidnische“ Maifeste gefeiert wurden. Steinsäulen aus dem Felsenmeer sind auch im Heidelberger Schloss und in Mainz zu sehen. Nahe dem Informationszentrum Felsenmeer sind Stationen aufgebaut, an denen die Techniken der antiken Steinbearbeitung gezeigt werden.

Geopark Informationszentrum
Das Felsenmeer befindet sich mitten im UNESCO Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald. Im Informationszentrum könnt ihr euch über die Entstehung des Felsenmeers und Wanderwege in der Gegend erkundigen.
Kurzwandern und Langwandern auf dem Nibelungensteig
Es gibt im Lautertal acht Naturpark-Parkplätze mit mehreren Rundwanderwegen, die zwischen einer halben Stunde und drei Stunden dauern. Die Wege sind mit gelben Ziffern im gelben Kreis markiert.
Bei wem es mit der Kondition ein wenig hapert, der ist mit dem „Familien- und Seniorenwanderweg“ gut bedient. Auf knapp neun Kilometer Länge laden alle 200 Meter Bänke zum Ausruhen ein. Der Weg verläuft von Elmshausen durch das Felsenmeer bis zur Kuralpe. Dabei werden insgesamt 383 Höhenmeter bewältigt.
Vom Parkplatz Römersteine lässt sich das Felsenmeer auch mit Kinderwagen oder körperlichen Handicaps erkunden. Von dort aus führen ausgebaute Forstwege auf die Brücke oder an den römischen Werkplatz.
Das Felsenmeer könnt ihr auch im Vorbeigehen besuchen, wenn ihr den Nibelungensteig wandert. Der 130 km lange Fernwanderweg führt durch den Odenwald von Zwingenberg an der Bergstraße bis nach Freudenberg am Main und kommt dabei auch am Felsenmeer vorbei. Die Siegfriedquelle am Fuße des Felsbergs gilt nämlich als einer der Tatorte der Ermordung Siegfrieds.
In der Nähe
Um einen schönen Tagesausflug zu gestalten, könnt ihr nach dem Felsenmeer auch noch ein wenig weiter im Odenwald unterwegs sein. In einer knappen halben Stunde Fahrzeit habt ihr das UNESCO-Welterbe Kloster Lorsch erreicht. Es wurde 764 gegründet und war bis zum hohen Mittelalter als Reichskloster ein wichtiges Macht-, Geistes- und Kulturzentrum. Oder ihr entschließt euch für einen Bummel durch Erbach im Odenwald. Entlang der Mümling zu bummeln und in der Altstadt an schönen Plätzen zu verweilen, ist ein wunderbarer Tagesabschluss.
Anreise
Das Felsenmeer ist von Frankfurt in einer knappen Stunde, von Stuttgart und Köln aus in ca. 2 Stunden mit dem Auto erreichbar. Mit dem Zug ist eine direkte Anreise nicht möglich. Vom Bahnhof in Bensheim aus geht es mit dem Bus Richtung Erbach (Odenwald) weiter. Nach einer Viertelstunde ist Reichenbach erreicht. Von dort ist es noch ca. 1 km Fußweg bis ins Felsenmeer.
Der Eintritt in den Park ist kostenlos. Der Parkplatz ist gebührenpflichtig.