Radfahren ist nicht gleich Radfahren. Vom Freizeitradeln bis zum Straßenrennen – ganz unterschiedliche Disziplinen stellen an die Sportler völlig unterschiedliche Anforderungen. Wir stellen euch die wichtigsten Radsportarten vor und geben euch die ersten Tipps zum Einstieg:
Tour de France & Co.: Straßenradsport
Wohl am bekanntesten ist das Rennradfahren auf der Straße – und am umstrittensten, nicht zuletzt durch die Negativschlagzeilen rund um die Tour de France und ihre gedopten Fahrer. Zu den bekanntesten Straßenradsportlern gehören der Belgier Eddy Merckx, der Amerikaner Lance Armstrong und der Deutsche Jan Ullrich. Unter den Straßenradsport fallen neben den professionellen Rennen auch Jedermann-Wettbewerbe wie etwa die Cyclassics in Hamburg.
Im Kreis zur Medaille: Bahnradsport
Die Olympia-Fans unter euch kennen sicherlich die verschiedenen Disziplinen des Bahnradsports. Hier geht es sehr schnell zur Sache, egal ob beim Sprint oder beim japanischen Keirin. Superstars wie beim Straßensport sucht man hier vergeblich – obwohl sich das deutsche Team wacker schlägt! Zuletzt gab es 2016 olympisches Gold im Sprint für die Deutsche Kristina Vogel.
Querfeldein geht’s mit dem Mountainbike
Weniger um Geschwindigkeit und mehr um Geschicklichkeit und Ausdauer geht es beim Mountainbikefahren. Das Trailrunning des Radsports, wenn man so will! Seit den 1980er Jahren erfreut sich das Mountainbike, vertrieben durch Marken wie Cannondale, Specialized oder Cube, großer Beliebtheit. Laut Statista fahren etwa ein Drittel der deutschen Radler ein Trekking-Bike, das zu den Mountainbikes zählt. Man unterscheidet grob diese Arten des Mountainbike-Fahrens:
- Cross-Country-Fahren, wo es querfeldein geht
- Downhill: einen Berg oder ein Waldstück hinab. Hier kommt es auf Geschwindigkeit und Geschicklichkeit an.
- Dirt-Bike-Fahren – ähnlich dem Motocross geht es hier durch einen Parcours aus Kickern und Hügeln (sogenannten Dirt Jumps)
Woran erkennt man ein Mountainbike, selbst wenn man sich nicht mit den einzelnen Radsport-Unterarten auskennt? Die Räder haben sehr breite Reifen und meistens viele Gänge. Und: Anders als Hobby-Drahtesel haben sie relativ kleine Rahmen.
Motocross und Tricks mit kleinen Rädern: BMX
Apropos kleine Rahmen: BMX fährt man mit sehr kleinen Fahrrädern, um entweder Rennen auszutragen oder Tricks zu machen. Der sogenannte BMX-Freestyle wird 2020 in Tokio zum ersten Mal olympisch ausgetragen. In unserem Artikel über das BMX erfahrt ihr mehr zum „Bicycle Motocross“ und wie ihr als Einsteiger ganz einfach erste Tricks lernen könnt!
Kunststück: Kunstrad fahren und der Einrad-Hype
Die Turn-Fans unter euch werden das Kunstrad-Fahren lieben! Mit einem speziellen Hallenrad führen die Radsportler Kunststücke und Turnübungen wie Handstand oder Pirouetten vor oder fahren Synchronformationen. Man unterscheidet zwischen dem Einer- bzw. Zweier-Kunstrad-Fahren, bei den fünf Minuten mit einer Kür gefüllt werden – ganz ähnlich wie beim Turnen. Das Vierer-, Sechser-Kunstrad- und Vierer- und Sechser-Einradfahren ist ein Synchron-Sport, hier radeln die Athleten synchron eine Abfolge von Figuren ab. Ganz richtig: Das Einradfahren ist auch eine Form des Radsports. Was viele von euch aus glorreichen Teenagerzeiten kennen werden, war bis 2008 olympisch! Ähnlich wie beim Turnen sollte man diese Radsportart möglichst früh, nämlich mit fünf bis sieben Jahren, beginnen. Dann turnt es sich nämlich noch entschieden besser!

Rand-Radsport-Arten
Euch fehlen noch Radsport-Arten in dieser Aufzählung? Keine Sorge, zahlreiche Varianten gelten inzwischen als Radsport, und vielerorts haben Radsport-Vereine auch ein Herz für die Randsport-Arten entwickelt. Radball (ähnlich dem Tennis), Bikepolo (ähnlich der Sportart auf Pferden, nur eben mit dem Fahrrad) & Co. sind aber nicht jedermanns Sache, daher hier nur eine Erwähnung am Rande. Wenn ihr euch für Paradiesvögel wie Downhill-Einrad-Fahren begeistert, hilft es, die Augen und Ohren nach Flyern für Turniere oder Sportfeste offenzuhalten.
Radsport-Ratgeber: Tipps und Tricks für euer neues Lieblingshobby!
Ob Bahnrad-Rennen oder Kunst-Radeln: Für alle, die einen Radsport beginnen wollen, folgen Tipps, wie der Einstieg am besten klappt und was ihr zu Beginn beachten solltet.

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Wie finde ich den Einstieg in den Radsport?
Ihr mögt es, Fahrrad zu fahren? Das ist schon einmal die beste Voraussetzung, wenn ihr Radsportler werden wollt. Um herauszufinden, welche Art des Radsports zu euch passt, schnuppert ihr am besten einmal hinein. Die meisten Vereine bieten immer mal wieder offene Trainings für Einsteiger an, bei denen man die Sportart ausprobieren kann. Am 3. Juni ist internationaler Tag des Fahrradfahrens – an diesem Aktionstag habt ihr besonders viele Gelegenheiten, euren neuen Lieblingssport zu testen! Habt ihr euch entschieden, müsst ihr euch als Erstes eine Ausrüstung zulegen und in der Regel in einen Verein eintreten.
Wie oft muss ich beim Radsport trainieren?
Je nachdem, welche Art von Radsport ihr wählt, müsst ihr mit unterschiedlichen Trainingsintensitäten rechnen. Was noch in euer Training einfließt: Was wollt ihr im Sport erreichen? Wollt ihr ein wenig Rennrad fahren, um fitter durch den Alltag zu kommen – so wie andere Menschen joggen gehen? Oder plant ihr, an großen Wettkämpfen teilzunehmen? Je nachdem schwankt die Zahl eurer Trainings zwischen ein- und mehrmals die Woche.
Welche Ausrüstung brauche ich, um Radsport zu betreiben?
Bei den meisten Radsportarten kauft ihr Rad und restliche Ausrüstung selbst. Die kann beinhalten:
- Fahrradhelm
- spezielle Fahrradschuhe, zum Beispiel geeignet für Klick-Pedale
- wetterfeste Fahrradkleidung
- Protektoren gegen Stürze, zum Beispiel für das Downhill-Fahren
- Schläger, zum Beispiel beim Bikepolo
Je nach Sportart kommen zum Start eurer Karriere mehrere Hundert Euro zusammen.
Fünf gute Gründe, mit dem Radfahren zu beginnen
Ihr könnt euch noch nicht zum Radfahren überwinden? Unsere fünf Gründe lassen euch flugs in die Pedale treten, wetten?!
- Auf dem Fahrrad bewegt ihr viele sonst wenig aktive Gelenke. Und schont diese gleichzeitig. Gerade, wer beruflich viel sitzt, sollte versuchen, in der Freizeit viel Rad zu fahren. Dabei bewegt ihr nämlich Beine und Arme und sprecht Bauch- und Rückenmuskeln an. Durch das Sitzen im Sattel belastet ihr aber Hüft-, Knie- und Fußgelenke nicht so stark wie etwa beim Joggen. Radsport kann man daher lange betreiben.
- Wer Rad fährt, spart Geld – und oft auch Zeit! Letzteres zum Beispiel, weil ihr an Staus vorbeiradelt. Und nie wieder einen Parkplatz suchen müsst! Geld spart ihr, wenn ihr das Rad anstelle der öffentlichen Verkehrsmittel nutzt. Oder wenn euer Fahrrad am Ende sogar das Auto ersetzt!
- Radfahrer verbringen mehr Zeit an der frischen Luft. Gerade, wer regelmäßig am Wasser oder durch einen Park radeln kann, hat die Frischluftnase vorn! Das gilt für Straßen-Radsportler ebenso wie für Hobby-Radler.
- Pedal-Pendler nehmen weniger Arbeit mit nach Hause. Egal, ob beim Radsport oder beim Pendeln per Pedale – wer regelmäßig radelt, wird merken: Die Gedanken werden frei!
- Radfahrer sehen mehr von der Welt. Klar: Wer mit dem Rad statt mit den Öffis fährt, sieht mehr und lernt den einen oder anderen Schleichweg kennen! Aber auch mit dem Rennrad oder Mountainbike im Urlaub eine Inseltour zu machen, lässt euch mehr von der Landschaft erfahren!
Berühmte Radsport-Fans
Ihr wollt in den Radsport einsteigen? Damit seid ihr nicht allein! Eine Vielzahl von Stars und Sternchen schwingt sich regelmäßig mit sportlichen Ambitionen aufs Bike:
- Patrick Dempsey – Greys-Anatomy-Fans ist er als „McDreamy“ bekannt. McBikey passt wohl besser: Der 52-Jährige nimmt nicht nur regelmäßig an Radrennen teil, er rief auch die Dempsey Challenge, ein Radrennen für den guten Zweck, ins Leben.
- Matt Damon – der Mega-Kino-Star begeistert sich in seiner Freizeit für die Velo-Langstrecke. So bezwang der heute 47-Jährige etwa 2009 die gut 110 Kilometer lange Cape Argus Cycle Tour in Südafrika, und zwar auf einem Tandem mit seinem Bruder Kyle!
- Jennifer Aniston – bevor die Schauspielerin Weltruhm erlangte, arbeitete sie in New York als Fahrradkurier. Sicher nicht die schlechteste Art, fit zu werden und zu bleiben!

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Rad fahren: ein Sport mit Geschichte
Den Vorläufer des Fahrrads, die Draisine, erfand Namensgeber Karl Drais 1817. Auf der Jubiläumswebsite zu 200 Jahren Fahrrad finden sich einige Meilensteine zum Radsport. Hier ein Überblick:
- In den 1860er Jahren kam der Radsport in Form von Straßenrennen auf, 1869 wurde der erste deutsche Radsport-Verein in Altona (heute ein Stadtteil von Hamburg) gegründet.
- Straßenradsport ist für Männer seit 1896 olympisch. Neben Boxen und Pferdesport gehörten Radrennen zu DEN Sportarten – ähnlich wie heute zum Fußball strömten zu der Zeit bei Wettbewerben Menschenmassen an Straßenränder und in die sogenannten Velodrome. Übrigens: Die Frauen dürfen sich erst seit 1984 bei den Olympischen Spielen im Radfahren messen.
- 1903 fand die erste Tour de France statt – bis heute das berühmteste Profi-Radrennen auf der Straße.
Die größten Skandale
Während der Tour de France entstanden nicht nur die größten Erfolge im Radsport – sondern auch die größten Skandale! Am erschütterndsten geht wohl die Dopingbeichte des Rekord-Sportlers Lance Armstrong in die Geschichtsbücher ein. Mit 21 Jahren wurde der US-Amerikaner 1993 in Oslo jüngster Profi-Straßenweltmeister. Nach seiner dramatischen Hodenkrebs-Erkrankung, die ihn zwischen 1996 und 1998 zu einer Karrierepause zwang, kehrte er 1999 in die Weltspitze zurück. Er erradelte sich bis 2005 siebenmal den Sieg bei der Tour de France – allerdings mit unerlaubten Dopingmitteln. Die Titel musste er unehrenhaft zurückgeben, seine Karriere war mit der Beichte abrupt beendet. Auch die gefeierten Radsport-Größen aus Deutschland wie Jan Ullrich und Erik Zabel gaben zu, gedopt zu haben. Jan Ullrich sagte später in einem Fernsehauftritt, er habe sich keinen Vorteil verschaffen, sondern lediglich mit den anderen Profis gleichziehen wollen.
Die größten Radsport-Rekorde
- Das längste Radrennen: Als härtestes Radrennen gilt das Race Across America, bei dem die Fahrer 4900 Kilometer quer durch die USA „abreißen“. Im Juli 2017 veranstaltete RedBull das bisher längste Radrennen der Welt. Über 9000 Kilometer von Moskau nach Wladiwostok galt es bei der Trans-Siberian Extreme zu bezwingen.
- Die höchsten Berge: Die Tour der France entscheidet sich meist bei den langen und hohen Anstiegen in den Bergen, die gern auch mal um die 3000 Meter hoch sind. Ein Klacks allerdings gegen die Höhen in Asien oder Südamerika: Kultfaktor hat unter Extrem-Radlern zum Beispiel der Paso Internacional Los Libertadores zwischen Chile und Argentinien. Der etwa 3800 Meter hoch gelegene Gebirgspass hat sogar einen eigenen Twitter-Kanal, der auf Befahrbarkeit und Wetterwechsel hinweist.
- Der älteste Radsportler der Welt: Während die Tour-Fahrer mit Mitte 30 in Radsport-Rente gehen, gibt es zahlreiche Hobby-Radler, die sich bis ins hohe Alter auf ihr Rennrad schwingen. Robert Marchand zum Beispiel. Mit 105 Jahren erradelte sich der Franzose 2017 einen Weltrekord: In einer Stunde schaffte er knapp über 22 Kilometer – und ist seitdem in den Altersgruppen 100+ sowie 105+ ungeschlagen!