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Einmal Mittelalter und zurück an einem Wochenende

Man begibt sich mit anderen in eine andere Welt, bestreitet gemeinsam Aufgaben und kehrt nach dem Wochenende in seine Realität zurück.

Schon in der Schule war Kim Schwammberger fasziniert von Themen rund um das Mittelalter. Im Kunstunterricht, in Musik oder Geschichte lernte sie Fakten über diese vergangene Zeit.

Dann las sie einen Artikel über einen Liverollenspieler, fing an zu recherchieren und wurde in der Schule von einem Klassenkameraden darauf angesprochen. Sie beschlossen, gemeinsam in diese Welt einzutauchen, und fuhren auf ihre erste Veranstaltung, in der Szene nach dem englischen Wort für Zusammenkunft, Convention, kurz Con, benannt. Seitdem ist sie selbst aktive Liverollenspielerin. „Man begibt sich mit anderen in eine andere Welt, bestreitet gemeinsam Aufgaben und kehrt nach dem Wochenende in seine Realität zurück.“ 24 Cons hat Kim Schwammberger bisher erlebt. Parallel zu einem Job als Sozialarbeiterin und einem Studium der Fachrichtung Psychosoziale Beratung und Recht versucht sie, zwei Mal im Jahr ihrer Leidenschaft nachzugehen. „Es ist zwar körperlich auch herausfordernd, aber jedes Mal Urlaub für die Seele.“

Kim Schwammberger hat Charaktere entwickelt, in deren Rollen sie je nach Event schlüpft. Derzeit spielt sie entweder eine Heilerin oder eine Abenteurin auf Wanderschaft. „Besonders die Rolle der Heilerin ist sehr eng mit der Natur verbunden. Ich habe mir ein umfangreiches Kräuterwissen angeeignet, das ich immer vor einer Con wieder auffrische.“ Am besten gefällt es ihr dort, wo weite Wiesen in Wald übergehen. Am besten noch mit Wasser, einem kleinen Bach oder Fluss. „Wenn sich früh am Morgen ein Feld mit Tau und leichtem Nebel vor dir auftut, dann ist das eine ganz eigene Magie. Wann immer ich in der Natur bin, entdecke ich was Neues“, schwärmt Kim Schwammberger. Doch in genau diesem Idyll spielt ein kleiner achtbeiniger Parasit eine gefährliche Rolle, denn es ist der Lebensraum der Zecke. Das kleine Spinnentier kann mit seinem Stich bis zu 50 verschiedene Krankheitserreger übertragen, darunter Borreliose-Bakterien und das Frühsommer-Meningoenzephalitis-(FSME-)Virus. „Von einer Con kam ich mal mit fünf Zecken zurück. Das war kein schönes Erlebnis und hat mich nachhaltig geprägt. Seitdem sorge ich vor und habe mich gegen FSME impfen lassen.“

„Wir alle spielen verschiedene Rollen“

Kim SchwammbergerLive action role playing, kurz LARP und im Deutschen Liverollenspiel genannt, ist ein Rollenspiel, das in der realen Welt stattfindet. Die Veranstaltungen, auf denen sich die LARPer treffen, um ihrer Leidenschaft nachzugehen, heißen Cons. Auf jeder Con gibt es drei Spielparteien: die Spielleitung, die darauf achtet, dass der Ablauf und die Regeln eingehalten werden, sogenannte Nicht-Spieler-Charaktere (NSC), eine Art Statist, und die Spielercharaktere. Beispielsweise die von Kim Schwammberger entwickelte Heilerin. „Im Leben nehmen wir auch alle verschiedene Rollen ein. Im Liverollenspiel kann man einen Charakter schaffen, mit diesem in eine andere Welt eintauchen und ganz anders sein als im Alltag. Das ist eine spannende Erfahrung und man stellt ganz neue Kompetenzen an sich selbst fest“, erklärt LARPerin Kim Schwammberger.
Es gibt viele verschiedene Cons – von Mittelalterszenarien über Vampirgeschichten bis hin zu Fantasy, ja, sogar Star Wars. Oft finden diese Cons in der freien Natur statt, weil dort die größten Freiflächen zu finden sind. Da die Spieler auch in ihrer Rolle übernachten, ist die Hochsaison für Cons von Mai bis September. Natürlich wird auch die Sprache an das jeweilige Szenario angepasst – verständigen können sich aber trotzdem alle: „Vor meiner ersten Con hatte ich Albträume, dass mich jemand auf Mittelhochdeutsch anspricht. Aber das ist natürlich nicht passiert“, erinnert sich Kim Schwammberger lachend.

zeckenvorsorge

Doch nicht alle haben Verständnis für dieses außergewöhnliche Hobby. „Es ist eben etwas anderes, ob man am Computer in virtuelle Rollen schlüpft oder eine solche auf einer Con aktiv darstellt. Das kann auf Außenstehende befremdlich wirken.“ Kim Schwammberger selbst erlebt die LARPer-Gemeinschaft als unglaublich herzlich und respektvoll. Aber eben auch als besondere Gesellschaft. Der beste Weg, auszuprobieren, ob einem dieses Hobby gefällt, ist, sich einfach mal als Nicht-Spieler-Charakter auf einer Con anzumelden.

Rollenspielerin Kim im InterviewWas auf die Ohren!

Als Heilerin oder Abenteuerin einen Teil der Freizeit verbringen? Für Kim Schwammberger ganz natürlich. Den Reiz des Liverollenspiels und wie so ein LARP-Wochenende abläuft, erklärt sie im Radio.