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Orientierungslauf – Das Abenteuer vor der Haustür

Alfons Ebneth
Alfons Ebneth

Alfons Ebneth hat eine Mission. Na ja, eigentlich hat er sogar drei Missionen.

Erstens: Jeder sollte sich orientieren können. Das ist wie rechnen, findet er. Gerade weil es Navigationssysteme, GPS-Tracker und Mobiltelefone gibt. Zweitens: „Ich möchte, dass der Wald wieder mehr wahrgenommen wird. Er ist Abenteuer vor der Haustür, wenn man sich gut orientieren kann. Es gibt nichts Schöneres, als mit der Natur im Einklang zu sein, aber dafür muss man sie kennen und respektieren“, sagt er. Deshalb ist er leidenschaftlicher Orientierungsläufer und absolviert regelmäßig Trainings mit Schulklassen und Sportvereinen. Vor über zehn Jahren stieß er über eine Zeitungsanzeige auf einen Sportverein, der Orientierungsläufe anbot. Er probierte es aus und war begeistert.

Ich möchte, dass der Wald wieder mehr wahrgenommen wird. Er ist Abenteuer vor der Haustür, wenn man sich gut orientieren kann.

zecken informationsportalEr trainierte drei- bis viermal pro Woche, nahm fast jedes Wochenende an Wettkämpfen teil und bereiste so Deutschland und Europa. Zusätzlich widmete er seine Zeit dem Anfertigen spezieller Geländekarten für Orientierungsläufe im Maßstab 1:10 000. Zum Vergleich: Ein normaler Autoatlas bildet den Maßstab 1: 150.000 ab. „Beim Kartenaufnehmen habe ich die Stille der Natur besonders intensiv erlebt. Ich muss dabei sauber zeichnen und dafür ganz ruhig sein. Dann schöpfe ich zusammen mit der Natur eine Karte. Aus einem weißen, leeren Blatt wird eine detailreiche Geländekarte. Ich brauche kein Wellness, ich brauche den Wald.“

Doch vor einigen Jahren übersieht er nach seinem Ausflug ein winziges Detail, das ihn fast das Leben kostet: Eine Zecke hat sich von ihm abstreifen lassen. Trotz gründlichem Absuchen findet Alfons Ebneth den Parasiten erst am folgenden Morgen vollgesaugt unter seinem Arm. Zehn Tage später hat er heftige Grippesymptome, muss ins Krankenhaus und auf der Intensivstation beatmet werden. Die Zecke hatte ihn beim Stechen über ihren Speichel mit FSME-Viren infiziert. Es sollte sieben Monate dauern, bevor Alfons Ebneth wieder laufen kann. Bis heute hat er Schmerzen. Aber auch eine dritte Mission: Aufklärung. Natürlich hat er immer lange Kleidung getragen und sich nach Zecken abgesucht. Aber immer, wenn seine Lebensgefährtin sagte, er solle mit zum Impfen kommen, hatte er keine Zeit, wollte lieber eine Karte aufnehmen. „Ich dachte, FSME trifft mich nicht. Heute bin ich immun gegen das Virus, weil ich die Krankheit überstanden habe. Das haben mir meine Ärzte gesagt. Ich habe einen ziemlich hohen Preis für diese Immunität bezahlt. Das soll anderen nicht passieren!“

Wer sich verläuft, muss sich zu helfen wissen

Alfons EbnethDie ursprünglich skandinavische Sportart Orientierungslauf ist vom Internationalen Olympischen Komitee als Sportart anerkannt und funktioniert in 79 Ländern dieser Erde nach denselben Regeln. Beim Orientierungslauf geht es darum, eine Bahn mit einer bestimmten Anzahl an Streckenposten in der richtigen Reihenfolge und in möglichst kurzer Zeit abzulaufen. Dabei stehen oft bis zu 70 Posten auf dem Gelände, die Läufer müssen aber die auf der Bahn vorgegebenen finden. Als Hilfsmittel sind nur eine eigens dafür angefertigte detaillierte Karte und der Daumenkompass erlaubt. Zudem gehören gutes Schuhwerk mit Spikes, lange Beinkleidung und eine Kopfbedeckung zu einer guten Ausrüstung. Für die Verpflegung gibt es auf der Strecke Getränkeposten.

Um sicherzustellen, dass die Läufer sich auch wirklich eigenständig orientieren und nicht einfach dem Vordermann hinterherlaufen, starten die Teilnehmer eines Orientierungslaufs versetzt. Die Startreihenfolge wird dabei ausgelost. Auch in Deutschland gibt es zahlreiche begeisterte Läufer. Frauen und Männer können in den Klassen 12, 14, 16, 18, 35, 45, bis 80 Jahre und in der Kategorie Elite antreten. Bei Profis geht es darum, die Bahn in der bestmöglichen Zeit zu schaffen. „Doch die beste Zeit hat nicht immer der schnellste Läufer, sondern der mit der besten Orientierung“, unterstreicht Alfons Ebneth, der selbst an circa 250 Veranstaltungen in Deutschland und weltweit teilgenommen hat. Beim Orientierungslauf gibt es die Kurz-, Mittel- und Langdistanz, die sich nach der durchschnittlichen Siegeszeit von 15, 30 oder 60–90 Minuten definieren. Es gibt auch ultralange Strecken, die in 120 bis 150 Minuten abgelaufen werden. Mittlerweile werden zwar auch Orientierungsläufe für Familien, in Parks oder im städtischen Raum angeboten, bei denen Menschen den Sport ausprobieren können, aber in der Regel finden die Läufe im Wald statt.